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Chronik

1930er Jahre  3 befreundete Frauen beschlossen, auf dem Grundstück der Jüdin Olga Herz in Holm – Seppensen gemeinsam zu leben. Bertha Schärff und Auguste Krüger waren Mitglieder der Hamburger Gruppe der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) und trugen dazu bei, dass dieser Ort ein Treffpunkt für Freunde und Bekannte wurde. Im aufkommenden Nationalsozialismus wurde der Ort eine Stätte des freien Denkens und Sprechens. Verfolgte wurden – offensichtlich mit Unterstützung aus dem Ort – aufgenommen und mit Lebensmitteln versorgt.

 

Ab 1945 taten die Frauen alles, um die allgemeine Not zu lindern. Sie boten einen Kindergarten für Kinder aus dem Ort an und nutzten ihre freundschaftlichen Verbindungen im In- und Ausland, um Hilfe zu organisieren.

 

1947 erhielten britische und amerikanische Quäker den Friedensnobelpreis. Im selben Jahr sammelten norwegische Quäker Lebensmittel und Sachspenden für die Unterstützung des kleinen Kinderheims von Bertha Schärff und Auguste Krüger in Holm-Seppensen. Die Verleihung des Friedensnobelpreises trug zu einer enormen Spendenbereitschaft in Norwegen bei, die es ermöglichte, 28 LKWs zu beladen und nach Hamburg zu schicken. Die Spenden waren so reichlich, dass nicht nur das Kinderheim profitieren konnte, sondern auch an anderen Stellen Not gelindert werden konnte.

 

1948 beschlossen die Unterstützer, ein Kinderkurheim zu gründen, um Hamburger Kindern im Vorschulalter in mehrwöchigen Kuren zumindest für eine kurze Zeit ihres Heranwachsens angemessen Unterkunft, Verpflegung und Kleidung zu geben. Die Voraussetzungen für diese Arbeit wurden geschaffen, indem das Grundstück von den Besitzerinnen an die Religiöse Gesellschaft (Quäker) übertragen wurde und am 19.11.1948 der „Verein der Freunde des Quäker–Kinderheims Holm-Seppensen“ gegründet wurde.

 

Am 9.Februar 1950 wurden die ersten Kinder betreut. Sie waren untergebracht in einer gestifteten ehemaligen Militärbaracke aus Bergen-Belsen. Das Haus wurde aufgebaut von Teilnehmer*innen des Arbeitslagers des Internationalen Zivildienstes aus ganz Europa und Ägypten. Ein Zeltlager der englischen Heilsarmee ermöglichte schon im Sommer 1949 Erholungsferien für ca. 100 Kinder aus Hamburg. An den Kinderkuren konnten jeweils 26 Kinder teilnehmen, die von vier Kindergärtnerinnen betreut wurden.

 

1952 wurde ein weiteres Haus errichtet. Das Holzhaus wurde von Freiwilligen in Norwegen abgebaut und in Holm-Seppensen neu aufgebaut und trägt bis heute den Namen „Norge“. Von da an konnten jeweils bis zu 40 Kinder zu achtwöchigen Erholungskuren untergebracht werden.

 

1957 wurde eine „Liegehalle“ für den Mittagsschlaf der Kinder an der frischen Luft gebaut.

 

1965 wurde ein neues Personalhaus fertiggestellt, nachdem die alte Unterkunft wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste.

 

Bis 1967 wurde die Betreuungssituation immer schwieriger. Die guten Ergebnisse, die die Kuren für das Wohl der Kinder zeigten, wurden unter großem persönlichen Einsatz der Mitarbeiter*innen und enormen finanziellen Belastungen für den Verein erreicht. Der Betrieb ließ sich kaum noch aufrecht halten. Zudem wurde die Notwendigkeit für kurzfristige Kinderkuren geringer.

Weihnachten 1968 verließen die letzten Kur–Kinder das Heim.

 

Parallel wurde schon ab 1.10.1968 ein Kinderwohnheim für Kinder aus gestörten oder zerrütteten Familienverhältnissen mit dem Ziel, einen langfristigen Lebensort zu bieten, betrieben. Bis Januar 1969 wurden 25 Kinder in 3 Gruppen betreut.

 

1971 war eine dramatische Situation entstanden, die die Schließung des Kinderheims befürchten ließ. Die Anforderungen an die Mitarbeiter*innen in einem Kinderheim waren ganz andere als im Kinderkurheim. Die Probleme und Verhaltensweisen der Kinder stellten die Mitarbeiter*innen und auch die Vorstandsmitglieder vor Herausforderungen, denen sie aufgrund ihrer Qualifikation nicht gewachsen sein konnten. Die Mitarbeiterfluktuation war groß und die Akzeptanz von Kinderheimen in der Nachbarschaft war so schlecht, wie in pädagogischen Kreisen.

 

1971/72 beruhigte sich die Situation mit der Übernahme der pädagogischen Verantwortung durch den Sozialarbeiter und Quäker Claus Krüger und seiner Frau, der Erzieherin, Werklehrerin und Quäkerin Gudrun Krüger. Beide zogen mit ihrer Familie nach Holm-Seppensen und lebten mit den betreuten Kindern zusammen. Aus diesem Neuanfang entstand im Laufe der Zeit ein stationärer Bereich mit verschiedenen Wohngruppen in unterschiedlichen Häusern auf dem Grundstück in Holm-Seppensen. Dabei wurden die Gruppenzusammensetzungen und die Zusammensetzung der pädagogischen Mitarbeiter*innen-Teams den jeweiligen Erfordernissen angepasst und die Häuser für die pädagogische Arbeit immer wieder umgebaut. Sensibilität für Entwicklungen, Flexibilität und Neugierde bei der Umsetzung von Lösungen prägten die weitere Entwicklung der Einrichtung.

 

1985 wurde der Verein umbenannt in „Die Quäker-Häuser“ e.V. Freundeskreis für soziale Arbeit. Hintergrund der Umbenennung war die Weiterentwicklung der sozialen Arbeit mit dem Aufbau des ambulanten Bereichs. Jugendliche oder junge Erwachsene wurden statt oder nach Heimerziehung oder innerhalb problematischer Familien betreut, genauso wie allein erziehende Elternteile. Es entstanden Beratungsstellen an verschiedenen Orten im Landkreis Harburg.

Beständig erfolgte eine Weiterentwicklung der Professionalität der pädagogischen Fachkräfte, die Bereitschaft neue Wege zu finden, um das Bestmögliche zum Wohl der Klienten zu erreichen, eine Anpassung der pädagogischen Angebote an den Hilfebedarf und eine Verbesserung der Ausstattung, um gute Arbeit zu ermöglichen.

 

1998 schied Claus Krüger als Heimleiter und Geschäftsführer aus und Uwe Hillebrecht übernahm seine Aufgaben.

 

Im September 2000 feierte die Einrichtung ihr 50jähriges Bestehen mit einem Festakt und einer Festschrift. Gefeiert wurde auch der Übergang des eingetragenen Vereins in eine Stiftung, die Gesellschafterin der gGmbH ist, die als Arbeitgeberin auftritt.

Die pädagogische Arbeit wurde weiter differenziert. Es entstanden z.B. geschlechtsspezifisch ausgerichtete Tagesgruppen für Jungen und für Mädchen, eine Mädchenwohngruppe, eine Akuthilfestelle, Arbeitsprojekte für junge Erwachsene, Wohnangebote für Familien oder Mütter mit Kindern, ein tiergestütztes Pädagogikprojekt.

 

Mit der Übernahme der Trägerschaft für ein Projekt „Frühe Hilfen“, das Familienhebammen und Familienkinderkrankenschwestern in junge Familien vermittelt, etablierten sich die Quäker-Häuser noch stärker in diesem Bereich. Der Wunsch und das Bestreben, die konkrete Verbesserung der Lebenssituation von Kindern zu erreichen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Einrichtung.

 

Durch die Beteiligung an der Aufnahme, Betreuung und Versorgung unbegleiteter, minderjähriger Ausländer*innen entstand bei den Quäker-Häusern ab Ende 2015 ein neuer Arbeitsbereich. Seitdem ist die Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen und Familien ein fester Bestandteil des differenzierten Angebots.

 

Seit 2016 ist Diana von Elling Geschäftsführerin der Quäker-Häuser gGmbH.

 

Weitere Informationen über die Religiöse Gesellschaft der Freunde finden Sie unter www.quaeker.org

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